Sitzsatz:
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Ob Anne Holt je an Harry Potter gerochen hat? |
„Ab und zu denke ich daran", sagte Hanne vage. „Dass ich aus meiner Kindheit nur diese Liebe zu dicken, großen Büchern behalten habe. Nefis lacht darüber. Ich lese immer nur dicke Bücher, die riechen am besten."
Mein Sitzsenf:
Hanne ist die Hauptfigur in einer von Anne Holts sssspektakulär sssspannender Krimireihen. Die Autorin selbst sagt über sie: "Hanne Wilhelmsen hat einen komplizierten Charakter. Es ist unmöglich, sie zu beschreiben. Über
sie habe ich eine Akte, die ist so dick und schwer wie eine Stasi-Akte." (Klick hier zum kompletten Interview).
Für alle, die weder Einsicht in die bisher erschienenen neun HW-Bände noch in Anne Holts Akte über ihre Protagonistin gehabt haben, sei zumindest Folgendes zusammengefasst:
- HW ermittelt als Komissarin in allen mannigfaltigen Mosaikteilchen (führt Befragungen durch, bezieht Stellung in dunklen Gassen, Bars und Wohnzimmern; muss sich verstecken, andere verfolgen und schwer in Schwierigkeiten geraten),
- sie macht die Nächte durch (meist mit ihrem Kollegen Billy T, selten mit ihrer Lebensgefährtin Nefis),
- sie beherrscht Computer, Autos und die Kollegschaft.
- Manchmal scheint sie sogar zu essen.
- Aber eines, das tut Anne Holts stets stark vereinnahmte Protagonistin nie. Und das ist Bücher lesen. Nicht mal dünne, schlecht riechende.
Dennoch spricht der Sitzsatz Bände. Über Hannes traurige Kindheit erfährt die Holt-e Leserschaft nämlich gerade in Die Wahrheit dahinter so einiges. " Sie verbrachte
die letzten zwanzig Jahre ihres Lebens damit, die ersten zwanzig zu vergessen", so die Autorin im schon zitierten Interview. Dicke Bücher gehörten da noch zu den liebevollsten Kindheitsgefährten.
Weiß man all dies nicht, bleibt zumindest die eine "putzige" Aussage übrig: Bücher riechen --> dicke am besten --> deswegen nur die lesen. Es gibt einen Cartoon, in dem eine Figur, die sonst keine Nase hat, plötzlich einen prächtigen Riechkolben im Gesicht ihr Eigentum nennen darf und ob des neuen körperlichen Sinns umherflitzt, nein, schwebt und in rasanter Abfolge alles so sehr riecht, das es schier in deren Nasenlöcher hineingesogen wird. Eines der zu beschnüffelnden Ob- und Subjekte ist ein schlafender Hund, dem zwischen angehoben, eingeschnuppert und wieder abgesetzt werden nur die Zeit bleibt, verwirrt ein Auge zu öffnen. So meine Erinnerung. Fand ich immer irre komisch. In eben dieses Cartoon-Szenario baute ich beim Lesen jedenfalls kurz HW ein, die durch Räume, Klassen und Bibliotheken schwebt und an dicken Büchern riecht (die nach dem Abstellen verwirrt ein Auge öffnen).
Dieser Sitzsatz ist also ein Hundekörbchen. Gemütlich und gutriechend? Neinnein. Die Anleinwege der Cartoongedankenkette sind unergründlich.
Und egal, wie "putzig" ich es finde, wenn jemand nur dicke Hundekörbchenbücher liest. Harry Potter werde ich deswegen trotzdem niemals aufschlagen! ;)
Das A&O:
Das A&O hat sich auf der Wortwiese mal wieder nur an die buntesten Stellen verirrt (und das so ausführlich, wie noch nie, hossa!). Selbst in einem Krimi von der meisterhaften Meisterin Anne Holt, der wie immer so spannend ist, dass man ihn nur lesen kann, wenn alle Lichter an sind und nur deshalb jemals dabei pausiert, weil die Augen naturbedingt iiiirgendwann eben doch zufallen.
Dennoch besitze ich keins der Bücher selbst. Alle ausgeliehen. Und zurückgegeben. Verdammt!
Wo steht der Sitzsatz?
Die Wahrheit dahinter von Anne Holt (von 2004). Piper // ISBN: 978-3-49204-609-1
Darf’s ein bisschen mehr sein?
Anne Holts Bücher kann man am liebsten in einem Haps aufessen, aber man braucht einen Magen mit starken Nerven. Nie habe ich so intelligent verknüpfte Erzählstränge gelesen, die sich vor Spannung fast selbst in die Buchstabenhose machen.
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Weiß jemand, wer diese nasengewinnende Comicfigur in meiner Leseerinnung ist? Wie riecht euer Lieblingsbuch? Und was ist die Wahrheit dahinter?
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